Anna Kohlwey | 19. August 2020
Tugend neu denken
Gerade jetzt!
Knapp ein halbes Jahr bestimmt Corona nun das Leben in Gesellschaft, Politik und im Alltag aller. Nach dem flächendeckenden Shutdown folgen erste Lockerungen: Das öffentliche Leben wird wieder zunehmend frequentiert. Die Fallzahlen steigen.
Nach einer ersten Welle großer Solidarität wird der Ruf nach Freiheit(en) lauter. Aber: Freiheit ist die Voraussetzung auch dafür, solidarisch zu handeln. Je mehr Freiheit gewährleistet wird, desto größer ist die Verantwortung des Einzelnen dem Anderen und der Gesellschaft gegenüber.
Gesetzliche Regelungen und Verordnungen geben Orientierung, eine Rahmung für die Gestaltung von Gesellschaft und den Umgang miteinander. Sie bestimmen den Umgang der Menschen miteinander aber nicht, sondern es ist die Haltung des Einzelnen.
Und gerade jetzt kommt es darauf an, mit welcher Haltung ich solchen Verordnungen gegenüberstehe. Die Haltung der Rahmenordnung gegenüber ist ein Garant für die Freiheiten, die sie bietet.
Genau da helfen Tugenden. Sie beschreiben Haltungen, die nicht in Extreme verfallen. Zu Coronazeiten bedeutet das: weder das Extrem der achtlosen Freiheit noch das Extrem radikaler Isolation.
Der Begriff der Tugend stammt von „Taugen“. Er fragt nach Sinn und Zweck, das heißt: Wofür bin ich als Mensch da – wie führe ich ein gutes Leben? Die Frage nach dem guten Leben ist die Ausgangsfrage jeder Ethik. Als soziales Wesen geht es immer auch darum, wie mit anderen Menschen umzugehen ist.
Für die Caritas stellt die Tugendfrage daher auch die Frage: Leiste ich einen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Für eine Gemeinschaft, in der sich Menschen wohlfühlen und so wie sie sind, angenommen werden? Leiste ich einen Beitrag, Menschen Möglichkeiten und Unterstützung zu geben?
Die Initiative Tugend neu denken stellt sieben Tugenden für den gesellschaftlichen Zusammenhalt vor und was sie im Alltag bedeuten. Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Verantwortlichkeit, Achtsamkeit, Toleranz, Gerechtigkeit oder Nachhaltigkeit sind Tugenden, die gerade in dieser Pandemie im Umgang miteinander helfen.
Eine tugendhafte Haltung fordert das eigene Bewusstsein und seine Reflexion heraus, sich darüber Gedanken zu machen: Was und welche Werte sind mir wichtig? Was erwarte ich von einer Gesellschaft? Was kann ich dafür tun, wie kann ich dafür einstehen?
Mehr Informationen und Möglichkeiten mitzumachen gibt es auf www.tugend-neu-denken.de.
Tugend neu denken – jeder ist gefragt und jeder kann einen Beitrag leisten, Menschlichkeit in unserer Gesellschaft ein Gesicht mehr zu geben. Haltung im Alltag – Es sind kleine Dinge, die groß zählen.